Ein turbulentes und anspruchsvolles Börsenjahr liegt hinter uns. Steht uns mit dem 2023 nun ein ebenso bewegtes Jahr bevor? Francesco Pantano mit einem ausführlichen Rückblick auf das Börsenjahr 2022 sowie einem Ausblick ins 2023.
Geschätzte Leserinnen und Leser
Die Inflation feierte im Jahr 2022 ein regelrechtes Comeback und erreichte vielerorts Höchstwerte wie seit Jahren nicht mehr. Das bekamen nicht nur die Konsumenten zu spüren, auch an den Aktienmärkten sorgten die hohen Teuerungsraten und die Interventionen der Zentralbanken für Aufsehen. Globale Aktien verloren 2022 rund einen Fünftel ihres Wertes. Der SPI-Index notierte Ende Jahr 16.5% tiefer als zu Jahresbeginn. Auch eine sorgfältige Diversifikation der Anlagen brachte nicht die gewünschte Wirkung. Selbst die vermeintlich risikoarmen Schweizer Obligationen verloren 19.4%. Gold in Schweizer Franken blieb immerhin stabil (+1.6%). Eine positive Rendite konnte auch mit dem US-Dollar (+1.5%) und mit Rohstoffen (Erdöl) (+6.7%) erzielt werden.
Auch im Jahr 2023 bleiben die alten Probleme bestehen. So bleiben die Finanzmärkte weiter fragil und die Bekämpfung der Inflation geht weiter und damit könnten die Zinsen weiter angehoben werden. Dass die Finanzmärke so positiv ins neue Jahr starten, haben wir nicht erwartet. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Hoffnung, dass China nach dem Ende der Zero-Covid-Politik wieder Zugpferd der Weltwirtschaft werden könnte, dass die US-Dollarstärke zu Ende gehen könnte, mit positiven Auswirkungen auf die Schwellenländer, und nicht zuletzt, dass die hohen Energie- und Strompreise sich weiter abschwächen könnten und damit die Inflationsspitze (endgültig) brechen sollte. Daneben besteht in der laufenden Berichtssaison die Hoffnung, dass die Unternehmensausweise gar nicht schlecht ausfallen werden.
Das wichtigste Ereignis der letzten Woche waren aber die Zinsentscheidungen diverser westlicher Notenbanken, allen voran der US-Notenbank. Mit Beginn des neuen Jahres ist die FED zu einem kleineren Zinserhöhungsschritt übergegangen, betont aber, dass sie an ihrem Kurs festhält, bis die Arbeit getan ist. Priorität hat die Inflationsbekämpfung mit einem mittelfristigen Inflationsziel von rund 2%. Wie erwartet hat die US-Notenbank den Leitzins um 0.25% angehoben, nachdem im Dezember noch ein Schritt um 0.50% und in vier weiteren um jeweils 0.75% erhöht worden war. Die FED hat jedoch abermals betont, dass weitere Zinserhöhungen anstehen und dass das Risiko, zu wenig zu tun, grösser ist als das Risiko, zu viel zu tun. Falls die FED die Zinsen zu stark erhöht und die Inflation wieder zurückkäme, hätte sie viel mehr Spielraum, die Zinsen wieder zurückzunehmen. Somit hat die Bekämpfung der Inflation oberste Priorität.
Ebenfalls in der letzten Woche wurde der Zinsentscheid der EZB bekannt gegeben. Wie erwartet wurde der Leitzins um 0.5% auf 3.0% angehoben. Der zurzeit noch wichtigere Zins, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB erhalten, steigt von 2.0% auf 2.5%. Ausserdem kündigte die EZB an, das Zinsniveau im März ebenfalls um 0.5% anheben zu wollen. Damit ist eine Trendwende eingetreten: Bisher hatte die FED die Zinsen stärker angehoben als die EZB – dies hat sich mit der jüngsten Entscheidung geändert. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich ebenfalls zur Inflation geäussert, auch wenn vorerst keine neuen Prognosen der Zentralbank anstehen.
Nun wird diese Inflationsbekämpfung mit einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten verbunden sein. Während wir seit Jahresbeginn haussierende Anlagemärkte gesehen haben, stellen wir auch fest, dass dem Markt massiv Liquidität entzogen wurde. Wir sind überrascht, wie wenig darüber in Analystenkreisen gesprochen wird. Nicht zuletzt aus diesem Grund muss zwischendurch auch wieder mit Rückschlägen gerechnet werden, die jedoch Einstiegschancen darstellen.
Die Anleger sind in dieser Situation gut beraten an ihrer langfristigen Strategie festzuhalten und auf Qualitätsaktien zu setzen.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht aus der Vorsorge: Personen mit Pensionskasse können ab diesem Jahr in unser diversifiziertes Säule 3a Produkt neu maximal CHF 7’056.- einzahlen. Für Personen ohne Pensionskasse beträgt der Maximalbetrag CHF 35’280.- (maximal 20% des Nettoeinkommens) für das Jahr 2023. Interessant ist die aktuelle Situation für Fondssparpläne mit einer monatlichen Einlage, so können allfällige Kursrückschläge für Zukäufe genutzt werden. Wir beraten Sie gerne.
Für genauere Auskünfte sowie bei Fragen stehen Ihnen meine Kollegen und ich gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns via E-Mail an info@lienhardt-bern.ch oder telefonisch unter der Nummer 031 399 31 11. Wir sind gerne für Sie da.
Beste Grüsse
Francesco Pantano